Es ist mal wieder soweit. Anfang des Jahres steht die alljährliche Reinigung der Nistkästen für Höhlenbrüter wie Kohl- und Blaumeisen, sowie der Nistkästen der Wasseramsel an.

 

Nistkasten für Höhlenbrüter Nistkasten für Wasseramsel

 

Warum gerade am Anfang des Jahres, sprich Januar? Nun, dass hat mehrere Gründe, zum einen sind bis Dezember meist noch viele Blätter an den Bäumen, was das Auffinden der Nistkästen deutlich erschwert, zum anderen werden die Nistkästen auch gerne von andern Tieren als Unterschlupf für den Winter benutzt, so dass eine zu frühe Reinigung ungünstig ist. Später als Januar ist ebenfalls ungünstig, da Paarbildung und Balz der Kohlmeisen bereits ab Februar stattfinden können und die Inspektion von potentiellen Nisthöhlen Bestandteil des Paarverhaltens ist. Auch bei der Wasseramsel beginnt die Legeperiode schon Mitte Februar.

Dieses Jahr treffen wir uns am 02.01.2021. Wir, dass sind Erhard Schönberg und ich, Stefan Wagner. Starten wollten wir wie immer um 9 Uhr. Auf Grund kleinerer technischer Probleme am Dachgepäckträger geht es dies Mal aber erst um 10 Uhr los. Erhard fährt uns zielsicher zu den verschiedenen Standorten der Nistkästen, die Leiter immer gut verschnürt auf dem Dachgepäckträger.

Wir beginnen mit der Reinigung der Nistkästen für Höhlenbrüter. Unser erstes Ziel ist ein Waldstück in Porz-Westhoven, in dem 12 Kästen hängen. Also Leiter vom Dach, Nistkasten suchen. Da!, Nistkasten gefunden, Leiter anstellen, Leiter hochkletterten (dies ist Erhards Aufgabe und die lässt er sich auch nicht nehmen), Nistkasten abhängen, runter klettern, Nistkasten übergeben, Nistkasten reinigen bzw. bei Defekt austauschen und Bewohner bestimmen (das ist mein Part), Leiter wieder rauf und Nistkasten wieder aufhängen, nächsten Nistkasten suchen und dies mindestens 43 mal.

 

 

        

Auf die Kästen in Porz-Westhoven freuen wir uns immer besonders, denn seit vielen Jahren überwintern hier Gartenschläfer in den Nistkästen. Gartenschläfer gehören wie die Siebenschläfer zu den Bilchen. In der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands ist die Art als stark gefährdet eingestuft. Gartenschläfer sind fast ausschließlich nachtaktiv. Sie verbringen den Tag und den Winterschlaf in kugelförmigen Nestern, die in Baumhöhlen und gerne in Nistkästen gebaut werden. Der Winterschlaf dauert in Mitteleuropa von Oktober bis April. Auch dieses Jahr haben wir Glück und finden in zwei Kästen jeweils ein überwinternden Gartenschläfer.

 

Gartenschläfer

 

Aber auch andere Tiere wie Schmetterlingsraupen, Wildbienen, Spinnen und Gelbhalsmäuse nutzen die Kästen zum Überwintern. Damit hilft der Westerwald-Verein nicht nur Höhlenbrütern dabei, geeignete Nistmöglichkeiten zu finden, sondern auch andren, zum Teil gefährdeten Arten über den Winter zu kommen.

Außer in Porz-Westhoven hängen Nistkästen in Zündorf, Langel und Elsdorf. Gegen 14:15 Uhr ist der letzte der 43 Nistkästen gereinigt. Zeit für eine kurze Pause um sich mit den mitgebrachten belegten Broten zu stärken und für ein erstes Resümee. Von den 43 Nistkästen waren 38 belegt, alle mit Meisen. In zwei haben Gartenschläfer überwintert, ein Kasten musste ausgetauscht werden, die anderen waren in einem guten Zustand.

 

Nest von einer Meise Nistkasten neu und alt

   

Nach der Stärkung geht es weiter ins Krabach- und Ravensteinbachtal um die dortigen 5 Nistkästen für die Wasseramseln zu überprüfen und zu reinigen. Bei den Wasseramseln sind beide Partner am Nestbau beteiligt, wobei die Materialien oft nass verbaut werden. Die Nester bestehen meist aus zwei, manchmal auch aus drei Lagen. Eine äußere Schicht ist aus Moosen eng verwebt, der innere Napf besteht aus Gräsern, Blättern, Tierwolle und anderen weichen Materialien. Der seitliche, schräg nach unten gerichtete Eingang befindet sich unmittelbar über dem fließenden Wasser. Deshalb sind die 5 Nistkästen für die Wasseramsel unter Brücken bzw. Unterführungen angebracht, weshalb Gummistiefel zur Erreichung der Kästen angebracht sind. Die Nistkästen waren in einem guten Zustand und alle fünf belegt, drei mit Wasseramseln und zwei mit Stelzen.

 

Nest einer Wasseramsel Nest einer Stelze          

 

Nun waren alle Kästen gereinigt und es ging auf den Heimweg. Gegen 16:45 Uhr setzte Erhard mich müde aber sehr zufrieden wieder bei mir zu Hause ab.

Neben den Nistkästen für Höhlenbrüter und Wasseramsel pflegt und betreut der Westerwald-Verein auch drei Nistästen für Falken. Sie hängen hoch über den Dächern der Stadt im Kirchturm von Sankt Joseph, im Kirchturm von Sankt Heinrich und im Wasserturm der Köln-Arkaden und werden vornehmlich von Turmfalken genutzt. Seit 2017 brütet im Kirchturm von Sankt Joseph sogar ein Wanderfalke. Natürlich werden auch diese Kästen gereinigt, dies geschieht jedoch an einem anderen Tag. Erhard reinigt den Kasten von Sankt Heinrich und die anderen beiden Kästen werden von mir gesäubert. Während man die Kästen von Sankt Heinrich und im Wasserturm relativ komfortabel über eine Treppe erreichen kann, ist die Besteigung von Sankt Joseph jedes Mal ein kleines Abenteuer, da man sich über diverse Holzleitern den Glockenturm hinauf hangeln muss. Sieht man sich die Bruterfolge der letzten Jahre an, lohnt sich der Aufwand aber alle Mal.   

 

Leiter, die in den Glockenturm nach St. Joseph führt

 

Bericht und Fotos von

Dr. Stefan Wagner