Gestartet sind wir, wie immer, am lebendigen Kölner HBF. Unser Stadtspaziergang führte uns zunächst auf die Spuren von Ewald Mataré, der den ersten abstrakten Brunnen nach dem Zweiten Weltkrieg (1953) entwarf: den Taubenbrunnen.
Unsere Tour führte uns weiter auf ruhigeren Wegen zu den beiden von Wilhelm Albermann um 1900 gestalteten Bronze-Sitzbildern zweier vermeintlich „alter Freunde“: Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz. In Wirklichkeit sind sich beide aber im wahren Leben nie begegnet. Der nächste Stop war dann am Denkmal des sozial engagierten Adolph Kolping mit einem Gesellen vor der Minoritenkirche. Kolping selber kam aus einfachen Verhältnissen, erlernte selber im Alter von 13 Jahren das Handwerk des Schuhmachers und wanderte wie alle Gesellen von Ort zu Ort. Später besuchte er das Gymnasium, studierte danach Theologie und empfing in der Minoritenkirche 1845 die Priesterweihe. Weiter ging es auf versteckten Pfaden zum Dischhaus, einem heute monumental städtischen Verwaltungsgebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit (1928-1930). Der Name DISCH ist zurückzuführen auf den Gastwirt Franz Karl Damian Disch (*1821/ + 1880), der an dieser Stelle 1848 das international renommierte Hotel Disch eröffnete, das in der gleichen Kategorie wie das Dom-Hotel fungierte. Gleich um die Ecke betraten wir den Leo-Fritz-Gruber-Platz. Gruber, ein Kölner, war Mitbegründer der Photokina. Die Stadt Köln wollte ihm einen Platz widmen und stellte die Ausschreibung unter das Motto „Licht und Schatten“. Das Landschaftsarchitekturbüro scape aus Düsseldorf gewann. Der helle Beton auf dem Platz im Format „sechs zu neun“ entspricht einem Kleinbild-Format. Mit der abgependelten Hohlkugel über der Platzmitte, entstehen Brennpunktstrahlen am Abend, so dass der eigene Schatten selbst ein Stück Kunst ist, weil das Licht mit ihm spielt und man „Bilder“ malt. Wir gehen nun wieder zurück in die sehr belebte Hohe Straße, da wir dort das kinetische Kunstwerk von Otto Piene betrachten wollen, das dieser 1966 an der Hausfront des Unternehmers Theo Wormland installieren durfte. Leider ist ein Steuerelement seit Jahren oder Jahrzehnten defekt, so dass hier noch niemand aus der Gruppe die Aluminium-Kugeln, die auf Stäbchen in verschiedenem Abstand vor der polierten Stahlplatten-Fassade stecken, die sicher sehr beeindruckende Reflexion des Lichtes gesehen hat. Wir gehen schnell weiter zur ruhigen Marspfortengasse und bewundern das kinetische Kunstwerk „vier Trapeze als zwei Rechtecke“ des Künstlers George Warren Rickey, der 1987 diese Schenkung an die Stadt Köln machte. Der nebenan liegende Karl-Küpper-Platz, mit dem die Stadt Köln den bekannten Büttenredner (*1905/ +1970) würdigen wollte, gilt als nicht schön gestaltet. Wir gehen daher weiter durch den südländisch anmutenden Innenhof von Farina, ein Ort der Ruhe und Entspannung an diesem hektischen Samstag. Es geht vorbei an der ehemaligen Zigarettenfabrik von Heinrich Neuerburg, die in den 1920er Jahren hier entstand und an die heute u.a. noch eine goldene Tabakpflanze an der Hauswand erinnert. Hier wurde damals auch die Zigarettenmarke „Overstolz“ hergestellt, benannt nach einer Patrizierfamilie im mittelalterlichen Köln. Wir gehen einige Schritte weiter und betrachten eine Schautafel der VIA CULTURALIS, eine im Bau befindliche Kulturmeile zwischen dem Kölner Dom und Sankt Maria im Kapitol. Unser vorletztes Ziel ist nun die Sternengasse, heute lediglich eine unbedeutende Straße von 206 Metern, die abrupt an der Nord-Süd-Fahrt endet. Allerdings war diese Gasse damals ab dem 14. Jahrhundert sehr bedeutend, denn hier wohnten rechts und links der Gasse Persönlichkeiten der Weltgeschichte: Maria von Medici, die Pelzhändlerfamilie Jabach, Jean Marie Farina, Gustav von Mevissen (Unternehmer), Hermann Päffgen (erstes Brauhaus), Peter Paul Rubens (Maler), der junge Ludwig van Beethoven und auch Johann Wolfgang von Goethe. Zum Abschluss unseres Spaziergangs geht es noch in den mit Blumen aller Art gestalteten Kreuzgang von Sankt Maria im Kapitol und in den Kirchenraum zum ruhigen Ausklang.
Das Wetter hatte perfekt mitgespielt und so konnte die Einkehr auch problemlos auf einer großen Terrasse einer Eisdiele am Quatermarkt von uns genossen werden!
Wanderführerin: Anke Pressel
Bericht und Foto von Anke Pressel