Endlich war es so weit. Am Sonntag, den 19. September starteten 57 Wanderinnen und Wanderer mit dem Bus in die Lüneburger Heide, siehe auch Anmerkung. Ziel war das Hotel & Restaurant Schröder in Groß Meckelsen-Sittensen. Bevor wir dort ankamen, hatten wir einen Zwischenstopp in der Freien Hansestadt Bremen. Ein Stadtführer geleitete uns an die besonders interessanten Stellen wie Marktplatz mit Rathaus und Roland, Bremer Stadtmusikanten, Schütting (Gildehaus), Schnoorviertel, Böttcherstraße und Hafen.
01 Bremen Roland 02 Bremer Stadtmusikanten
Am Montag lernten wir Lilly und Peter Sieffert kennen, die uns während unseres Aufenthalts auf den Wanderungen sachkundig führten und dabei die Heidelandschaft mit ihren Merkmalen uns erklären und die Umgebung zeigen wollten. Mit dem Bus fuhren wir nach Undeloh. Dort starteten wir zu einem Rundweg entlang des Radenbachtals zur Schmalen Aue, beides typische Heidebäche mit klarem kühlen Wasser, beschattet von Erlen, vorbei an der Sudermühle nach Sahrendorf. Zurück in Undeloh hatten wir Gelegenheit im Café Heiderose einzukehren. Spezialität ist die unvergleichliche Buchweizentorte. Viele probierten sie.
03 Buchweizentorte 04 Hotel Café Heiderose
Am Dienstag begannen wir unsere Rundwanderung direkt hinter dem Hotel mit einer kürzeren und längeren Variante. Zuerst wanderten wir durch den urwüchsigen Kuhmühler Wald in die Hasenheide. Es war ganz wunderbar den Wald zu durchstreifen. Raus aus dem Wald ging es durch saftige Wiesen des Kuhbachtals. Schließlich erreichten wir die Kuhbachbrücke. Besonders erholsam war der Weg entlang der mäandernden Oste. Durch den Wald gings zum Ausgangspunkt zurück.
05 Hof Sudermühlen 06 Wanderweg Kuhmühlen
Am Mittwoch fuhren wir auf der Autobahn nach Hamburg. Ein langer Stau von Lastkraftwagen bremste unsere Vorfreude auf die Metropole, aber schließlich fuhren wir über die Köhlbrandbrücke und waren beeindruckt von dem Ausblick auf den Hafen. Nach einer Stadtrundfahrt erreichten wir den Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Landungsbrücken.
Bis zur Barkassenrundfahrt hatten wir Zeit Fischbrötchen zu essen und den Elbtunnel zu besichtigen. Bei schönstem Wetter fuhren wir mit einer Barkasse zuerst durch die historische Speicherstadt. Hohe Backsteingebäude ragten links und rechts auf. Aus ungewohnter Blickrichtung konnten wir die Elbphilharmonie bewundern.
07 Hamburg Speicherstadt 08 Containerhafen, Cosco Shipping Sagrittarius
Weiter fuhren wir in den Containerhafen. Riesige Verladekräne stehen am Kai. Wir hatten Glück. Es wurde gerade eines der größten Containerschiffe entladen. Die Cosco Sagittarius ist eins von 17 baugleichen chinesischen Schiffen mit 600 m Länge, 60 m Breite und 30 m Seitenhöhe. Die Barkasse fuhr sehr nahe heran, so dass wir den Kopf in den Nacken legen mussten um hoch zu schauen. Gigantisch diese Höhe. Fast nicht zu glauben, dass das Containerschiff mit 20.000 Containern und nur mit 20 Mann Besatzung, unterwegs ist. Beeindruckt traten wir die Rückfahrt ins Hotel an.
Donnerstag fuhren wir an das Sperrwerk an der Estemündung. Die Este mündet in die Elbe. Das Sperrwerk reguliert den Wasserstand in der Este, besonders bei Hochwasser. Die großen Tore des Sperrwerks waren bei Niedrigwasser geöffnet. Über dem Sperrwerk befindet sich eine Klappbücke. Wir spazierten über die Brücke und staunten am Ufer, wie sich die Bücke mit schweren Gegengewichten hydraulisch öffnete. Der Verkehr musste angehalten werden bis sich die Brücke wieder senkte und an der Auflage einrastete. Die Werft an der Klappbrücke musste vor einiger Zeit leider den Betrieb einstellen.
Entlang der Werft begannen wir unsere Wanderung nach Buxtehude. Auf dem Deich bzw. der Straße nebenan konnten wir uns nicht verlaufen. Für einige Wandersleute war es sehr windig, andere genossen die frische Luft. Wir passierten kleine malerische Orte wie Hove und Moorende. Am meisten staunten wir über die riesigen Apfelplantagen. Kein Wunder, denn wir befanden uns im Alten Land, dem größten Apfelanbaugebiet in Norddeutschland.
09 Auf dem Deich
In Buxtehude, die ehemalige Hansestadt, konnten wir uns die Stadt ansehen oder gleich einkehren. Das Eiscafé hatte guten Zuspruch gefunden. Buxtehude wird auch die Märchenstadt genannt. Auf der Straße wurden wir an das Märchen „Der Hase und der Igel“ erinnert. Vor einigen Geschäften standen große Figuren zu Erinnerung. In einigen engen Straßen und am Westfleht bemerkten wir schöne, geschnitzte Giebel und Höfe, die auf holländische Kolonisten hinweisen.
10 Buxtehude Märchenstadt Hase 11 Igel
Am Freitag fuhren wir nach Sprötze. Dort wanderten wir in der Buchholzer Heide zum Brunsberg durch die romantische Höllenschlucht. Auf dem Weg dahin lag ein großer Findling, der bearbeitet war. Ein Stück wurde abgetrennt. Das konnte man an der Bruchseite deutlich sehen. Außerdem gab es eine ringartige Rille um den Stein. Diese wurden wohl mit Hammer und Meißel eingearbeitet.
12 Bearbeiteter Findling 13 Brunsberg
Der Brunsberg erhebt sich 129 m hoch über Wald und Heide. Die Besenheide ist hier besonders üppig. Von oben hatten wir einen atemberaubenden Rundum-Blick.
Zurück in Sprötze fuhren wir zum Tister Bauernmoor. Zunächst stärkten wir uns im Moorbahncafé mit Kaffee und Kuchen. Anschließend bestiegen wir die kleine Moorbahn und ließen uns durch das Tister Bauernmoor fahren. An ausgewählten Haltepunkten wurden uns Einzelheiten zu moortypischen Pflanzen und Tieren und zur Entstehung des Moores erklärt. Insbesondere fürs Klima sind Moore von großer Bedeutung, da sie große Mengen CO2 speichern können. Auf dem hohen Beobachtungsturm wurde uns das Ausmaß des Moores deutlich. Über 220 verschiedene Vogelarten kommen vor. Viele Vögel rasten hier auf der Durchreise u. a. Kraniche. 2001 wurde das Moor zum EU-Vogelschutzgebiet erklärt.
14 Moorbahn 15 Tister Bauernmoor
Am Samstag fuhren wir in die Oberhaverbecker Heide. Von Oberhaverbeck wanderten wir zum Wilseder Berg und weiter nach Wilsede. Der Wilseder Berg ist mit 169 Metern die höchste Erhebung im nordwestdeutschen Tiefland. Er ist die Hinterlassenschaft einer Endmoräne von der Eiszeit.
16 Wilsede, Kutschfahrt 17 Totengrund
Wer Lust hatte spazierte noch zum Totengrund, einem Heidetalkessel. Hier bot sich ein herrlicher Blick in das Tal. Schon 1906 gelang es Naturschützern erste Heideflächen zu erwerben. Wilsede ist ein idyllischer Heideort, der nur zu Fuß, mit dem Fahrrad, auf dem Pferd oder mit der Kutsche erreicht werden kann. Der „Streifenwagen“ ist hier die berittene Polizei. Nachdem wir uns umgeschaut hatten und auf der Terrasse einer Wirtschaft unser Lunchpaket verspeist hatten, stiegen wir in Kutschen mit je zwei Zugpferden ein. Gemütlich konnten wir links und rechts die Heidelandschaft genießen und kamen gut in Oberhaverbeck an. Am Busparkplatz verabschiedeten wir Lilly und Peter, die wesentlich zum gelingen unserer Wanderfahrt beigetragen hatten und dankten für die Unterstützung.
Am Sonntag nach dem Frühstück machten wir noch das übliche Gruppenfoto und verabschiedeten uns von Groß Meckelsen. Auf der Heimfahrt wurden mehrere Stopps eingelegt. Ein Halt war bei Bad Fallingbostel. Wir tauchten noch einmal in die schöne Heidelandschaft im Tietlinger Wachholderhain ein und wanderten zum Grab von Hermann Löns, dem bekannten Heidedichter. Am 26. September 1914, also im 1. Weltkrieg, verlor er sein Leben. Zufällig waren wir an seinem Todestag am Grab, deshalb auch das Gesteck mit Schleife. Unter dem Findling fand er am 2. August 1935 seine letzte Ruhe.
18 Hermann Löns Grab
Gegen 18 Uhr trafen wir in Köln ein.
Das Fazit: Eine gelungene Wanderfahrt mit vielen Eindrücken und neuen Informationen. Dank an die Organisatoren.
Anmerkung
Der Naturpark Lüneburger Heide, zwischen Bremen, Hamburg und Hannover, wurde als einer der ersten Naturparke in Deutschland gegründet. Er zählt heute zu den größten und bekanntesten seiner Art.
Er umfasst die größten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas. Damit das so bleibt werden ständig aufwendige Pflegemaßnahmen durchgeführt. Die Heide wird gebrannt, gemäht und geplaggt. Junge Birken und Kiefern müssen ständig entfernt werden, da die Heide viel Licht benötigt. Würde man der Natur freien Lauf lassen, wären in wenigen Jahren die Heidebestände durch Bäume, Sträucher und Gras zugewachsen und verdrängt. Früher wurde die Heide durch Heidebauern bewirtschaftet. Sie war ihre Lebensgrundlage. Die Heidschnucken übernahmen das Mähen und lieferten Felle, Wolle und Fleisch. Ihr Kot wurde gesammelt und auf die Felder als Dünger aufgebracht. Viele Bienenvölker sorgten für Honig und Wachs.
Text: Jutta Schützler
Fotos: Jutta Schützler, Ludwig Kreitner