Wir starteten am 12. Januar 2025 pünktlich ab Köln Hbf. nach Rhöndorf mit 12 Wanderfreundinnen. Das Wetter war winterlich kalt, der Himmel fast blau, die Stimmung gut.

Vom Bahnhof startete unsere Wanderung als erstes zum noch einzig verbliebenen historischen Weingut Broel von 1905. Nachdem Bonn 1949 Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland wurde, avancierte dieses Weingut durch Konrad Adenauer zu einer Begegnungsstätte von hochrangigen Politikern. Der Weinkeller gilt bis heute als der größte im Siebengebirge. Leider war dieser geschlossen, aber es lohnt sich auf jeden Fall einmal ein Besuch im Sommer – mit Weinverkostung natürlich!

Weiter ging es in die Pfarrkirche von Konrad Adenauer: St. Mariä Heimsuchung. Wir machten uns dort auf die Suche nach seinem Platzschild, das an ihn erinnern sollte. Er war damals Mitglied der Gemeinde und nahm regelmäßig sonntags am Gottesdienst teil.

In einer der mittigen Bänke entdeckten wir das Messingschild dann auch: „Bundeskanzler“. Was wir beim nächsten Besuch aber noch entdecken müssen: es soll in einem Seitenschiff der Kirche eine Fenstergravur geben, auf der Adenauer mit Federschmuck der Sioux-Indianer dargestellt ist, was an seine Amerikareise von 1956 erinnern soll…

Am späten Vormittag wurden wir dann in der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus empfangen. Eine Dame der Stiftung führte uns eine Stunde lang durch das Wohnhaus und den Garten des ersten Bundeskanzlers. Dabei konnten wir natürlich auch den spektakulären Blick über das Rheintal genießen. Wir erfuhren interessante Details aus dem Leben von Konrad Adenauer (1876 – 1967): seine Geburt und seine frühen Lebensjahre in Köln, sein Elternhaus, sein Jurastudium, seine preußischen Tugenden, seine Verlobung mit seiner ersten Frau Emma Weyer am gegenüberliegenden Rolandsbogen, seine Hochzeit in Köln-Lindenthal, Geburt der drei Kinder, der frühe Tod seiner ersten Frau, drei Jahre später Hochzeit mit der viel jüngeren Nachbarstochter Auguste (Gussie) Zinsser, Geburt weiterer vier Kinder, früher Tod der zweiten Ehefrau im Jahre 1948, ein Jahr bevor er 1949 der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland wurde. Auch erfuhren wir viel über das politische Leben Adenauers: erst als einfacher Abgeordneter in Köln, späterer stellvertretender und danach Oberbürgermeister der Stadt Köln (1917-1933), Enthebung all seiner politischen Ämter im Nationalsozialismus, Inhaftierung im Gestapo-Gefängnis Brauweiler, Flucht ins Kloster Maria Laach als Bruder Konrad, schwierige Trennung von der Familie, sein starker religiöser Glaube, der ihm immer geholfen hatte, diese schwere Zeit zu überstehen…ein sehr, sehr spannender Vormittag, den wir im Haus von Adenauer erleben durften. Gepaart mit faszinierenden Objekten in den Wohnräumen, mit schönen Geschenken verschiedener Staatsgäste, mit alter Telekommunikation, mit Möbeln aus der Kölner Zeit der 20er Jahre – es kam uns wie ein einzigartiges Museum vor. Und wir hatten zudem noch Glück: die Weihnachtskrippe – die Konrad Adenauer damals im Jahre 1906 einem Althändler für seine Kinder abgekauft hatte – war noch nicht abgebaut und daher für uns Besucherinnen noch zu besichtigen.

Die Mittagszeit verbrachten wir im legendären Café Profittlich bei Herrentorte (Adenauers Lieblingstorte) und anderen Leckereien des Hauses. Mit Peter Profittlich sen. gab es damals den „Seilbahnstreit“. Beide Herren aus Rhöndorf wollten „hoch hinaus“: Adenauer im politischen Sinne und der junge Bäcker Profittlich wollte eine Seilbahn von Rhöndorf zum Drachenfels etablieren, da es ihn störte, dass alle Touristen von Königswinter aus mit der Zahnradbahn zum Drachenfels anreisten. Er wollte im wahrsten Sinne des Wortes auch „etwas von dem Kuchen abbekommen“, um den Tourismus in Rhöndorf zu beleben. Aber Adenauer wollte seine Ruhe im beschaulichen Rhöndorf. Niemand sollte ihm von einer Seilbahn aus in seinen Garten schauen….Und Adenauer setzte sich durch!

Vom Ziepchensbrunnen, dessen Quelle wir später auf der Wanderung durch die Weinberge noch zu sehen bekamen, ging unser Weg steil bergauf, ebenso wieder steil bergab, um dann wieder in Serpentinen steil nach oben zu führen. Auf halber Höhe zum Drachenfels erreichten wir alle glücklich und unversehrt das Ulanendenkmal: ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges des Ulanenregiments „Großherzog Friedrich von Baden“. Heute steht es als Baudenkmal unter Denkmalschutz.

Unsere Wanderung führte weiter auf gutem Weg zum Rhöndorfer Waldfriedhof, angelegt auf einem ehemaligen Weinberg in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Hier befindet sich seit 1948 das Grab der Familie Adenauer, in dem der erste Bundeskanzler 1967 beigesetzt wurde. Dadurch, dass Konrad Adenauer wenige Tage zuvor (am 5. Januar 2025) 149 Jahre alt geworden wäre, war sein Grab mit vielen Gestecken und Kränzen über die ganze Grabfläche gestaltet: vom Land Nordrhein-Westfalen, der Stadt Köln, der Europäischen Union etc. etc. – sehr beeindruckend.

Die letzte Etappe unserer Wanderung führte unten in den Skulpturenpark am „Haus am Turm“, gestaltet von der Kunstsammlerin Andra-Laufs-Wegner. Wir sahen hochkarätige zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum. Und dort, zum Abschluss, war dann auch noch Zeit und Muße für ein Gruppenphoto, bevor es dann vor Einbruch der Dunkelheit zurück zum Rhöndorfer Bahnhof ging.

Wanderführerin: Anke P.