Der Stieglitz hat eine schlanke Gestalt mit einem vergleichsweise kurzen Hals und dünnen Beinen, er trägt ein auffällig farbenfrohes Gefieder und gehört zu den buntesten Singvögeln Deutschlands. Auf dem weiß und schwarz gefärbten Kopf leuchtet eine rote Gesichtsmaske. Männchen und Weibchen ähneln sich äußerlich zwar stark, lassen sich aber gut an der Ausprägung der roten Gesichtsmaske unterscheiden: Beim Männchen fasst sie den hinteren Rand des Auges beidseitig ein oder ragt darüber hinaus. Die etwas kleinere Maske des Weibchens reicht nicht bis zum Augenrand. Auffällig ist das laute Zwitschern. Diesem „Stiglit“ verdankt er seinen deutschen Namen.
Stieglitze sind tagaktive Vögel und leben die meiste Zeit des Jahres in Gruppen. Tagsüber geht es gemeinsam auf Nahrungssuche, abends bilden sie Schlafgemeinschaften.
Stieglitze erreichen die Geschlechtsreife zum Ende des ersten Lebensjahres und führen eine monogame Saisonehe mit durchschnittlich zwei Jahresbruten Die Brutzeit liegt zwischen Ende März und Juli. Stieglitze bevorzugen Nistplätze hoch oben in der Baumkrone. Ist ein geeigneter Ort gefunden, fängt das Weibchen etwa Mitte April mit dem Nestbau an. Insgesamt legt das Weibchen etwa fünf weiße, leicht rotbraun gesprenkelte Eier. Das Weibchen brütet allein nach der Ablage des dritten Eis für 12 bis 14 Tage und wird während dieser Zeit vom Männchen versorgt. Stieglitze fressen mit Vorliebe halbreife oder reife Samen zahlreicher Stauden, Gräser und Bäume. Während viele andere körnerfressende Vögel für die Jungenaufzucht auf Insekten umsteigen, füttern Stieglitze ihren Nachwuchs vor allem mit Pflanzensamen. Später im Jahr ernähren sich Stieglitze am liebsten von verschiedenen Distelarten, deshalb wird er auch Distelfink genannt.
Der Stieglitz ist wenig wählerisch, wenn es um seinen Lebensraum geht, Hauptsache es gibt einen geeigneten Brutplatz und genug Nahrung. Durch die immer intensivere landwirtschaftliche Nutzung der Landschaft, wandern die Stieglitze aus der freien Landschaft in unsere Dörfer und Städte. Knapp 60 Prozent des bundesweiten Bestandes findet sich heute im Siedlungsraum. Hier bieten ungenutzte Ecken und extensiv gepflegte Wegränder noch bessere Überlebenschancen. Die bunten Finke bewohnen hier nicht zu intensiv gepflegte Parks oder Gärten und brüten sogar im Inneren von Städten – zum Beispiel in Grünanlagen, baumbestandenen Schulhöfen, an Sport- oder Parkplätzen sowie auf Brach- und Industrieflächen. Wenn Sie etwas für den Stieglitz tun wollen, gestalten Sie einen Teil ihres Grundstücks oder Balkons stieglitzfreundlich mit „wilden Ecken“ und verzichten Sie auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln.
Quelle und weitere Infos unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/stieglitz/index.html
Dr. Stefan Wagner
07.02.2016