Informationen zum Waldkauz, dem Vogel des Jahres 2017
Der Waldkauz ist ca. 40 cm groß und hat einen kompakten Körperbau und ist durch sein rindenfarbiges Gefieder meist gut getarnt. Sein großer Kopf ohne Federohren sitzt auf einem gedrungenen Rumpf. Sein freundliches Aussehen verdankt er seinen großen runden Augen im dunkel umrahmten hellen Gesichtsschleier. Der stark gekrümmte Schnabel ist beim Waldkauz gelblich. Die Weibchen sind etwas größer und um ein Viertel schwerer als ihre Partner. Unabhängig vom Geschlecht oder Alter hat ein Teil der Waldkäuze eine graubraune Grundfärbung des Federkleides, andere eine rotbraune. Man spricht von zwei verschiedenen Farbmorphen, ähnlich den unterschiedlichen Haar- und Augenfarben beim Menschen.
Auch wenn sein Name anderes vermuten lässt ist der Vogel des Jahres 2017 keinesfalls nur im Wald zu Hause, obwohl er sich in lichten Laub- und Mischwäldern am wohlsten fühlt. Als ideal gilt ein Lebensraum mit einem Waldanteil von 40 bis 80 Prozent, dazu Lichtungen und angrenzende Felder. Längst ist er daher auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand und geeigneten Bruthöhlen zuhause. Dabei kommt er uns Menschen recht nah, wenn er auch eher zu hören als zu sehen ist. Tagsüber versteckt er sich in Höhlen oder in dichten Baumkronen. Die Anpassungsfähigkeit bei der Wahl des Lebensraumes trägt dazu bei, dass der Waldkauz die häufigste Eule in Deutschland ist.
Wie alle Eulen fliegen Waldkäuze nahezu geräuschlos: Ein besonders dichtes und samtartiges Polster auf der Oberseite der Flügel und kammartige Zähnchen an den Kanten der äußersten Flügelfedern verwirbeln den Luftstrom beim Fliegen und unterdrücken so jedes Geräusch. Außerdem können Waldkäuze ausgezeichnet im Dunkeln sehen, solange noch ein wenig Restlicht vorhanden ist Eulenaugen sind im Gegensatz zu den meisten anderen Vogelaugen nach vorne gerichtet und ermöglichen ein räumliches Sehen. Entfernungen können so besser eingeschätzt werden. Bei völliger Dunkelheit verlassen sich jagende Waldkäuze ausschließlich auf ihr Gehör: Geräusche werden durch die Trichterwirkung des Gesichtsschleiers schallverstärkt an die unter den Federn versteckten großen Ohren weitergeleitet.
Ganz oben auf dem Speiseplan stehen neben Maulwürfen, Ratten oder Jungkaninchen vor allem Mäuse. Sind diese Kleinsäuger nicht zu haben, weichen Waldkäuze auf Vögel aus. Bei Waldkäuzen im Siedlungsraum stellen Vögel oft den Großteil der Nahrung. Frösche, Kröten, Käfer und sogar Regenwürmer sind ebenfalls Nahrungsquellen für ihn.
Im Herbst und Winter ist der Ruf des Waldkauzes am meisten zu hören, denn dann ist Balzzeit und Partnerwahl.
Waldkäuze brüten nur einmal jährlich. Legebeginn ist dabei je nach Witterung im Februar oder März. Das Weibchen brütet allein. Nur in den Brutpausen und zur Nahrungsübergabe kommt das Männchen hinzu. Die Brut beginnt häufig schon nach der Ablage des ersten Eis und dauert für jedes Ei 28 bis 29 Tage.
Die Jungen wiegen nach dem Schlupf nur 28 Gramm. Noch blind, können sie sich bereits am zehnten Tag selbst aufsetzen und sechs Tage später stehen. Im Alter von etwa einem Monat verlassen die noch nicht flugfähigen Jungen das Nest und sitzen meist – scheinbar verlassen – auf Zweigen in Nestnähe. Sie werden dann Ästlinge genannt und geben ihre Position durch ständige heisere „Kszik“-Rufe kund. Zwei bis drei Wochen später sind sie flugfähig, werden aber erst mit drei Monaten selbstständig. Bis dahin kümmern sich die Eltern weiter um die Jungen. Einmal erwachsen, können sie in freier Natur bis zu 19 Jahre alt werden.
Quelle und weitere Infos unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/waldkauz/index.html
Dr. Stefan Wagner
Februar 2017