Was gibt es zur Wanderfahrt nach Freyburg an der Unstrut in Sachsen-Anhalt zu berichten? Sehr viel.

Schon auf der Hinfahrt gab es eine Unterbrechung in Gotha. Eine Stadtführerin zeigte uns zahlreiche Sehenswürdigkeiten, u. a. das imposante Schloss Friedenstein (Dreiflügelanlage). Das Schloss wird von einem Landschaftspark umgeben. Vom Schlossberg blickt man über die Wasserkunst (viele, kleine Brunnen und Wasserstrudel), am Markt vorbei auf die Gothaer Altstadt mit dem freistehenden Rathaus.

 

 

Gotha. Blick vom Schlossberg auf das Rathaus

 

Dann ging es zügig mit dem Bus weiter bis zu unserem Quartier „Weinhaus & Pension Unstrutpromenade“. Die Gastgeber warteten schon mit dem Abendessen auf uns.

Der erste Tag (04.08.) am Ort war bereits erlebnisreich. Am Vormittag wanderten wir durch Freyburg vorbei an der Erinnerungshalle mit dem Jahndenkmal zur Sektkellerei Rotkäppchen.

 

Freyburg. St. Marien

 

Freyburg. Sektkellerei Rotkäppchen

 

Nach der Besichtigung konnten wir auch mehrere Sektsorten probieren. Recht munter machten wir uns danach oberhalb der Unstrut nach Zeiplitz auf den Weg. Wir schauten uns die Klosterkirche an und genossen den herrlichen Ausblick.

 

Freyburg

 

Ein Stück an der Klostermauer entlang und schon konnten wir durch ein Tor in den historischen Klosterhof des Weingutes Pawis treten. Hier verkosteten wir den guten Wein von der Unstrut. Wer Lust hatte, konnte dazu auch eine Kleinigkeit essen. Danach fuhren wir mit dem Bus nach Freyburg zum Schloss Neuenburg. Bemerkenswert ist dort u. a. die Doppelkapelle (oben Herrschaft unten Volk). Den Bergfried, gen. „Dicker Wilhelm“, kann man besteigen und eine kleine Ausstellung über Weinbau anschauen.

 

 

Freyburg. „Dicker Wilhelm“

 

Am 05.08. stand der Ausflug nach Leipzig auf dem Programm. Der Busfahrer chauffierte uns an den Treffpunkt. Eine Stadtführerin unternahm mit uns den Rundgang durch die Innenstadt von Leipzig. Was wir da sahen rief Respekt hervor. Am Augustusplatz schauten wir uns die neuen Universitätsgebäude an. Die Glasfassade ist sehr eindrucksvoll und die Universitätskirche fügt sich stilvoll ein.

 

Leipzig. Universität

 

Daneben steht ein Hochhaus mit 34 Stockwerken, ein Wahrzeichen von Leipzig, gen. der „Uniriese“ oder „Weisheitszahn“. Sein Dach symbolisiert ein aufgeschlagenes Buch. Der Augustusplatz wird außerdem von dem Gewandhaus und der Oper flankiert.

Die größte Kirche Leipzigs ist die Nikolaikirche. Sie ist spätestens seit dem 09.10.1989 weltbekannt geworden, als sich aus den Friedensgebeten die erste Montagsdemo entwickelte. Ausgestellt ist ein handgemaltes Werbeplakat für das 17 Uhr Friedensgebet. Handgemalt daher, weil vom Regime das Drucken nicht geduldet wurde.

 

St. Nikolai. Handgemaltes Plakat für das Friedensgebet

 

Der Innenraum der Nikolaikirche ist klassizistisch geprägt. Die Säulen sind gerillt und laufen nach oben in Palmwedel aus. Von der Kanzel soll schon Luther gepredigt haben.

 

 

St. Nikolai

 

Im Zentrum Leipzigs befindet sich der Markt. Dort steht das Alte Rathaus (heute Museum). Wir warfen einen Blick auf die Alte Waage. Vor jeder Messe wurden die Waren geprüft, gewogen und verzollt und die Gewichte der Händler geeicht.
In unmittelbarer Nähe befindet sich die Thomaskirche mit dem Bachdenkmal. Interessant waren auch der Naschmarkt und seine Umgebung. Dort steht die Alte Börse. Früher war es ein Versammlungsort für Kaufleute, später der Stadtverordneten und heute für Veranstaltungen.

Die Messestadt Leipzig verfügte über traditionelle Kaufmannshöfe für Warenmessen. Durch das stetig wachsende Warenangebot wurden diese bald zu klein. Es entstanden um 1895 Mustermessehäuser mit Passagen in denen nur noch repräsentative Einzelstücke (Muster) ausgestellt wurden, die als Grundlage für Verkaufsverhandlungen dienten. Daher die Benennung Mustermesse „MM Leipzig“.

Der Specks Hof ist das älteste private Messehaus in dem erstmals durch Ladenstraßen verbundene Lichthöfe eingeplant wurden. Daneben liegt die Mädler-Passage, Leipzigs schönste Ladenpassage. An den Auerbachs Hof erinnert der berühmte Auerbachs Keller (aus Goethes Faust), der ältesten historischen Gastwirtschaft der Stadt.

 

Leipzig. Mädler-Passage

 

Der Hauptbahnhof ist ein Stopp wert. Er ist der größte Kopfbahnhof Europas. Kurios: Alle wichtigen Teile gibt es zweimal, denn zu Kaisers Zeiten gehörte eine Hälfte den Preußischen – und die andere den Sächsischen Staatsbahnen.

 

Am Schluss unseres Ausflugs stand noch der Besuch des Völkerschlacht­denkmals. Dieses monumentale Denkmal (91 m hoch) wurde 1913, 100 Jahre nach der Schlacht, eingeweiht. 1813 tobte die grausame militärische Auseinandersetzung die 92.000 Tote oder Verwundete forderte zwischen den Armeen Russlands, Österreichs, Preußens und Schwedens sowie den Armeen Napoleons und des Rheinbundes.

 

 

Leipzig. Völkerschlachtdenkmal

 

Am Dienstag (06.08.) fuhren wir zur Gedenkstätte Buchenwald. Nordwestlich von Weimar erhebt sich der Ettersberg (478 m). Hier errichteten die Nationalsozialisten 1937 das Konzentrationslager Buchenwald. Einige Aspekte der Geschichte dieses Ortes wurden uns von einem engagierten Führer näher gebracht. Er erwähnte den ehemaligen SS-Bereich mit Kommandantur, Führersiedlung, Truppenkasernen und zeigte uns mehrere Einrichtungen (Torgebäude, Appellplatz, Krematorium usw.) Die Häftlinge (politische Gegner Kriminelle, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Juden, Sinti und Roma) später auch Kriegsgefangene, Frauen und Kinder wurden ausgebeutet. Es ist nachgewiesen, dass im Hauptlager und den 139 Außenlagern mehr als 50 000 Menschen ihr Leben lassen mussten. Sie starben vor Hunger, durch schwerste Arbeit, Misshandlungen und Krankheit. Am 11. April 1945 wurde das Lager in dem sich 21.000 Häftlinge, darunter 900 Kinder und Jugendliche, befanden, durch die 3. US Armee befreit. Bilder, Zeichnungen, Aufzeichnungen von Häftlingen die trotz der totalen Überwachung entstanden sowie Lebensgeschichten von Überlebenden, werden in einer ständigen Ausstellung gezeigt.

 

 

 Gedenkstätte Buchenwald

 

Weiter ging es nach Weimar. Die Stadtführerin in Weimar zeigte uns eine Stadt mit Flair. Viele Bauten lassen kulturelle und historische Tradition erkennen. Eine grüne Oase ist der Park an der Ilm wo Goethe ein Gartenhaus besaß. Für berühmte Persönlichkeiten war Weimar früher ein Anziehungspunkt, z. B. Luther, Cranach und Bach. Die klassische Periode Weimars begann1758 mit dem Regierungsantritt der Herzogin Anna Amalia. In dieser Zeit wirkten die Dichter Wieland, Goethe, Herder, Schiller in der Stadt. Auf dem Jakobsfriedhof zeigte die Stadtführerin uns das Grab von Christiane von Goethe.

 

Weimar. Grab von Christiane von Goethe

 

1919 gründete Walter Gropius in Weimar das Bauhaus. Sehenswert ist das Deutsche Nationaltheater. In ihm fand 1919 die Deutsche Nationalversammlung statt. Hier wurde auch die Weimarer Verfassung verabschiedet. Auf dem Platz vor dem Theater steht das berühmte Goethe-Schiller-Denkmal.

 

 

Weimar. Theater

 

Am Mittwoch (07.08.) regnete es stark, sodass wir auf die Wanderungen verzichteten. Wir fuhren mit dem Bus zur Feengrotte in Saalfeld. Sie liegt ca. 1 km südwestlich der Stadt. Es ist eine stark besuchte Höhle mit buntschillernden Mineralien und Tropfsteinen. Sie wurde entdeckt, als man nach Kupfererzen suchte. Vor der Besichtigung zogen wir zu unserem Schutz braune Umhänge und rote oder grüne Zipfelmützen an. In der Grotte erwarteten uns zauberhafte und bizarre Gebilde die noch durch Spiegelungen im Wasser verstärkt wurden.

 

Schutzumhänge

 

Feengrotte

 

Donnerstag (08.08.) hatten wir wieder volles Programm: 1. Kyffhäuser, 2. Barbarossahöhle, 3. Informationszentrum Arche Nebra – Himmelsscheibe.

 

Eine Führerin in einem Kleid, das der mittelalterlichen Mode nachempfunden war, erklärte uns, dass das kleine Gebirge Kyffhäuser (13 km lang, 7 km breit, 477 m hoch) auch Namensgeber für die Burg und das Denkmal ist. Weiter erläuterte sie die Reste der romanischen Burg Kyffhausen deren Anfänge auf die Zeit von Heinrich IV., 1056 bis 1106, zurückgehen. Später wurde die Burg mehrfach umgebaut und erweitert. So entstanden drei Burgen, die auf drei Terrassen übereinander gebaut wurden.

 

 

Aufgang zum Kyffhäuser-Denkmal

 

Das riesige Kyffhäuser-Denkmal, ca. 80 m hoch, erinnert im Felsenhof an Kaiser Barbarossa (1152 – 1190) und das Reiterstandbild oberhalb an Wilhelm I. Die offizielle Bezeichnung ist „Kaiser – Wilhelm – Nationaldenkmal auf dem Kyffhäuser“.

 

Kyffhäuser-Denkmal

 

Ganz in der Nähe am Südwestrand des Kyffhäusers liegt die Barbarossahöhle, die 1865 zufällig von Bergleuten beim Kupferschieferabbau entdeckt wurde. Die natürlichen Hohlräume im Anhydrithgestein sind bizarr und groß wie Säle. Sogleich wurde die Phantasie angeregt und man meinte, das unterirdische Schloss von Kaiser Rotbart gefunden zu haben. Diese Höhle ist eine geologische Seltenheit. Sie wird gern besucht und auch für Veranstaltungen, z. B. Hochzeitsfeiern, genutzt.

 

Barbarossahöhle

 

Während der Führung machte uns die Leiterin auf wundersame Formen aufmerksam. An einer Stelle sah es aus als ob dünne Lappen eng gefächert von der Decke hängen. Sie zeigte uns Einschlüsse von Alabaster (Alabasteraugen) Eine Alabasterscheibe beleuchtete sie mit der Taschenlampe von hinten und wir sahen wie das Licht milchig durchschien. Früher fanden Alabasterscheiben als kleine Fensterscheiben Verwendung.

 

Alabasterscheibe in der Barbarossahöhle

 

Zurück am Tageslicht waren wir knapp in der Zeit. Trotzdem wurde der Wunsch vieler erfüllt und der Bus brachte uns zum Besucherzentrum Arche Nebra. Es erwartete uns ein toll aufbereitetes und sehr informatives Museum. Wir erhielten einen Einblick von dem was dort in der Nähe ausgegraben wurde, insbesondere die Himmelsscheibe, die ganz neue Erkenntnisse über das Wissen unserer Vorfahren in der Bronzezeit aufdeckte. Die spannende Geschichte wird uns im Planetarium mit einem anschaulichen Film deutlicher. Er macht das komplexe astronomische Wissen, das auf der Himmelsscheibe verschlüsselt ist, begreifbar. Sie gehört seit 2013 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.

 

Himmelsscheibe

 

Der Busfahrer hatte seinen verdienten Ruhetag. Wir wanderten am Freitag (09.08.) nach Naumburg. Auf Wegen, ausgeschildert mit Infotafeln, durch Wald, Wiesen und Naturschutzgebiete kamen wir voran. In den Schutzgebieten wurden Wildpferde angesiedelt. Zu ihrem Schutz gibt es eine Zaunanlage mit besonderen Durchlässen z. B. für Wanderer.

 

Durchlass im Wildpferdgehege

 

Das Gebiet der Toten Täler war durchwandert, als wir in Roßbach Pause machten. Dann ging es weiter an der Unstrut und Saale bis nach Naumburg. In Naumburg hatten wir eine kompetente Stadtführerin und einen fachkundigen Domführer.

 

 

Naumburger Dom

 

Die Entstehung der Stadt an der Kreuzung zweier Handelsstraßen geht auf das Jahr 1000 zurück. Wegen der Bedeutung wurde sie auch Bischofsitz.

Das Nebeneinander des Bezirks der Geistlichkeit (einstige Domfreiheit) und der Bürger und Handelsleute blieb lange bestehen. Es wurde sogar unterschiedliches Recht gesprochen. Erst 1812 wurden beide Bezirke vereinigt. Durch den Steinweg und die Herrenstraße gelangten wir zum Marktplatz. Den schönen Platz säumen prächtige Bürgerhäuser im barocken Stil bzw. Stil der Renaissance. Am Markt steht auch das Rathaus (spätgotisch) geziert von 6 Rundgiebeln und einem dekorativen Hauptportal. An der Südseite schließt sich die Stadtkirche St. Wenzel, eine spätgotische Hallenkirche, an. Innen trifft man auf die berühmte Hildebrandt-Orgel und den barocken Hochaltar.

Auf dem Rückweg zum Dom blieben wir kurz in der Salzstraße stehen und schauten auf einen repräsentativen Gasthof mit Sitznischenportal und barockem Hauszeichen aus den späten 16. Jh.

 

Sitznieschenportal

 

Bis zur Besichtigung des Doms hatten wir noch Zeit um in die netten Cafes oder Eisdielen in der Nähe einzukehren.

Der berühmte Dom St. Peter und Paul ist sehenswert. Begonnen hat es mit einem romanischen Bau, der 1044 erweitert wurde. Eine Vorstellung von ihm bekommt man in der Krypta, die heute unter dem Ostchor zu sehen ist. Weithin sichtbar sind die 4 Türme des Naumburger Doms, zugleich sind sie das Wahrzeichen der Stadt. Der Dom präsentiert sich als Basilika mit Lang- und Querhaus sowie mit einem West- und einem Ostchor, denen jeweils 2 Türme zugeordnet sind. Südlich schließt sich an der Kirche ein Kreuzgang mit Hof an.

Unter Bischof Engelhard wurde unter Einbezug älterer Bauteile der spätromanische Neubau des Doms begonnen. Um 1230 entstand der Ostlettner. So wurde das Langhaus, Raum der Laiengemeinde, vom Chor, Raum der Geistlichkeit, abgegrenzt. Er ist das älteste erhaltene Beispiel eines Hallenlettners in Deutschland. Als 1260 der frühgotische Westchor gebaut wurde, entstand auch der einzigartige Westlettner.

 

 

Naumburger Dom Westlettner

 

Vom „Naumburger Meister“, ein unbekannter Steinbildhauer, stammen vermutlich auch die 12 Stifterfiguren. Darunter die Erststifter, die Brüder Ekkehard II. und Hermann I., Markgrafen von Meißen, und ihre Ehefrauen Uta und Reglindis. Besonders hervorzuheben sind die mittelalterlichen gut erhaltenen Glasfenster von besonderer künstlerischer Qualität.

 

Vollgestopft mit Eindrücken aus dem Dom machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof um nach Freyburg zurückzufahren.

Zum Abendessen wurden im Hof der Pension Steaks und Würstchen vom Grill aufgetragen. Anschließend wurde zur Weinprobe eingeladen. Mit interessanten Erläuterungen zum Weinbau an der Unstrut, mit Erklärungen zum ausgeschenkten Wein und feinsinnigen Witzen wurde sehr vergnüglich durch den Abend geführt.

 

Wirtsleute am Grillabend

 

Am Sonntag (10.08.) traten wir die Rückreise an, aber nicht bevor das übliche Gruppenfoto im „Kasten“ war. Wir verabschiedeten uns von den Wirtsleuten und dankten ihnen sehr für die Gastfreundschaft und die ausgezeichnete Verpflegung.

 

Reisegruppe

 

Am Abend vorher hatten wir uns schon von unserem einheimischen Reisebegleiter verabschiedet. Er hatte uns viele Hinweise und Erläuterungen gegeben, die zum besseren Verständnis der Saale – Unstrut – Region und Freyburg beitrugen.

Wie stets nach so einer Wanderwoche sagten wir auch dem Organisationsteam recht herzlichen Dank.
Wir erahnen alle wie viel Arbeit sie für uns geleistet haben, damit das Programm reibungslos ablaufen konnte und uns die Wanderwoche in guter Erinnerung bleibt.

 

Text: Carola Schützler
Fotos: Ludwig Kreitner